Radikalisiert euch doch selber

Soziale Medien als Gegenöffentlichkeit   Wie soziale Medien nicht mehr hinterherkommen, Desinformation zu bekämpfen - und das zu Extremismus führen kann. Süddeutsche vom 19. November 2020

Es waren nachrichtenintensive Wochen in den USA. Die Lage blieb auch nach den Wahlen lange unübersichtlich, ein Ergebnis ließ auf sich warten. Doch für eine immer größer werdende Fraktion in den sozialen Medien war die Sache bald klar: Man habe Trump den Wahlsieg gestohlen, die Auszählung sei manipuliert, alles nur ein abgekartetes Spiel. Auf Twitter, Facebook, Youtube, Telegram und in anderen Netzwerken haben sich längst zu nahezu allen gesellschaftlich relevanten Fragen Parallelöffentlichkeiten gebildet, die mit Fakten oft nur insofern zu tun haben, als sie diese ablehnen. Mit dem großen Raunen zu Covid-19, dem "tiefen Staat", dem Elitensumpf will man die angeblich korrupten Systeme und Obrigkeiten entlarven.

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Szenenbild aus der Netflix-Doku über soziale Medien: Kommunikation oder Verhaltensmanipulation?       Foto: Netflix/AP

Die Aussteiger

Interview zur Technologiedebatte      

Tristan Harris und Roger McNamee kritisieren die Technologie, die sie im Silicon Valley einst selbst mitgeschaffen haben. Ein Gespräch über Verhaltensmanipulationen, Einsamkeit und Verantwortung.  

von Jannis Brühl, Süddeutsche vom 15. September 2020

Die Debatte um die Probleme, die digitale Technologien mit sich bringen, nahm vor einigen Jahren erst dann richtig Fahrt auf, als Aussteiger aus der digitalen Industrie begannen, vor ihren eigenen Produkten zu warnen. Zwei dieser Rebellen des Silicon Valley sind Schlüsselfiguren im Dokumentarfilm "Das Dilemma mit den sozialen Medien". Einige Zeit vor dem Filmstart auf Netflix waren sie bei der Münchner Digitalkonferenz DLD zu Gast, um ihre Thesen zu vertreten. Tristan Harris studierte in Stanford, wie Digitaltechnik das Verhalten ihrer Nutzer manipulieren kann. In seinem Job bei Google bekam er ein schlechtes Gewissen. Roger McNamee wurde mit Investitionen in Tech-Firmen reich. Früh investierte er in Facebook und beriet den jungen Mark Zuckerberg. Nach dem US-Wahlkampf 2016 wurde er zum Tech-Kritiker.

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Schau genau

Wahrheit ist unbarmherzig, hat Albert Camus geschrieben. Heute allerdings ist die Wahrheit etwas, das auch mal in mehreren Varianten existieren kann. Über die sinkende Bereitschaft in unserer Gesellschaft, Tatsachen noch von Meinungen zu unterscheiden. Von Meredith Haaf Schließen Meredith Haaf Meredith Haaf, Jahrgang 1983, ist Redakteurin im Ressort Meinung. Sie hat Geschichte und Philosophie studiert, und beschäftigt sich am liebsten mit den Gebieten, in denen sich das Private und das Politische treffen. Süddeutsche vom 25. Januar 2020 von Meredith Haaf

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"Facebook spricht unser Reptilienhirn an"

Prominente Vertreter der Tech-Branche kritisieren Facebook scharf. Darunter ist auch eine Gruppe von Mitarbeitern der ersten Stunde von Facebook und Google. Sie möchten, dass die Firmen gezielt gegen negative Auswirkungen sozialer Netzwerke und von Smartphones vorgehen. Dafür haben sie die Kampagne namens "Die Wahrheit über Tech" gestartet. Von Helmut Martin-Jung

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Facebook versorgt den Stammtisch mit Crystal Meth

Das Netzwerk will emotionaler werden - angeblich, damit Nutzer dort "sinnvoll Zeit verbringen". Dabei geht es Facebook um etwas ganz anderes. Kommentar von Andrian Kreye

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Youtubes Lügenalgorithmus

Ein Programmierer hat den Algorithmus von Youtube analysiert. Zeigt die Videoplattform sensationslüsterne Inhalte lieber als nüchterne Analysen? Von Michael Moorstedt

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